Das Gymnasium Marktoberdorf hatte zu seinem Weihnachtskonzert eingeladen.
Es musizierten seine großen Formationen, die mehr als ein Drittel seiner
Schülerschaft umfassen. Die St.-Magnus-Kirche bietet für die Menge der Zuhörer
und Musikanten viel Raum, der bis zum letzten Stehplatz gefüllt war.
Zu der gedämpften Farbigkeit dieser Kirche kontrastierten gleich zu Anfang
die frischen Stimmen des Unterstufenchores. Unter der Leitung von Stefan Wolitz
sang er eine Weihnachtskantate des norddeutschen Barockkomponisten Vincent Lübeck.
Die gängige Assoziation von "norddeutsch" und "s-teif" wurde durch die lebhafte
Wiedergabe überzeugend widerlegt.
Schulleiter Willi Mooser wies darauf hin, dass Musik zur normalen schulischen
Ausbildung gehöre. Für ein Gymnasium mit musischem Zweig erwartet man das auch,
allerdings wurde der Rahmen der Normalität in quantitativer und vor allem auch
qualitativer Hinsicht deutlich überschritten. Ein kleiner Hinweis darauf war
der Misserfolg der Bitte, den Beifall bis zum Schluss aufzusparen - jede der
Gruppen hatte ihn redlich verdient.
Insgesamt war mehr als ein Drittel der
gesamten Schülerschaft beim Weihnachtskonzert aktiv
Das folgende Nachwuchsorchester verschwand zwar optisch und akustisch etwas in
dem weitläufigen Kirchenraum, aber es musizierte unter der Leitung von Stephan
Dollansky beschwingt und mit der sicheren Zuversicht, dass sich auch noch eine
Menge erreichen lassen wird.
Hörbar gut gelegen
Drei Lieder von Pepper Choplin wurden von der Klase 7m und vom Mittelstufenchor
gesungen. Susanne Holm hatte außerdem noch "Ihr lieben Hirten" von Andreas
Hammerschmidt einstudiert und damit Werke vorgestellt, die diesem kleineren
Chor hörbar gut lagen.
Was sich alles in der Orchesterarbeit einer Schule erreichen lässt, das
demonstrierte das schier uferlose Sinfonieorchester. Passend zum Konzertanlass
hatte Stephan Dollansky den "Marsch der Heiligen Drei Könige" von Franz Liszt
vorbereitet. Er stellt große Herausforderungen und führt auf einer weiten
Wanderung über strahlende Bläserhöhen und durch gefährliche Streicherpassagen
schließlich zum ersehnten Ziel, das für ein Schulorchester in der erfolgreichen
Auseinandersetzung mit einer anspruchsvollen, komplexen Materie bestand.
Der Jugendchor Ostallgäu unter der Leitung von Stefan Wolitz
überzeugte mit dem "Dettinger Te Deum" von Händel
In einer ganze anderen Klangwelt bewegte sich das kleine Vokalensemble
mit seinen ausgewählten Stimmen, das mit dem Streichquintett "Die fünf Jahressaiten"
und einer Truhenorgel zusammenwirkte. Stefan Wolitz führte es mit drei Teilen
aus dem "Magnificat" von Francesco Durante zu einer verinnerlichten, sehr
berührenden Wiedergabe, der man gerne einmal vollständig begegnen würde.
Welchen Gegensatz dazu bot allein der Aufmarsch der circa 130 Mitglieder des
Jugendchores Ostallgäu. Aus dem "Dettinger Te Deum" von Georg Friedrich
Händel hatte Wolitz drei weihnachtskompatible Chorpartien ausgewählt. Die Begleitung
übernahm ein hervorragend disponiertes kleines Orchester. Der Chor sang
auswendig und konnte so trotz seiner Größe elastisch, präzis und sehr beteiligt
agieren.
Wilhelm Propach - mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung